Dinge mit Geschichte – die neue Serie des Stadtmuseums

In der neuen Themenreihe „Dinge mit Geschichte“ stellt das Museum hier einmal im Monat besondere Stücke aus seiner Sammlung vor.

Den Anfang macht eines der ältesten Objekte des Museumsbestandes, ein vierteiliges Glasfenster aus der ehemaligen Klosterkirche der Kapuziner in Euskirchen.

In den 1680er-Jahren hatte der katholische Kapuzinerorden an der heutigen Straße „An den Kapuzinern“ ein großes Kloster errichtet. Die Inschrift der Fenster nennt unter anderem „CLEMENT AUGUST REICHS FREYHERR VON U ZU WEICHS IHRO CHURFÜRSTEN GNADEN ZU CÖLLEN“, also den Kölner Erzbischof Clemens August. In seiner Amtszeit von 1723 bis 1761 müssen die Scheiben entstanden sein. Möglicherweise sind die Gläser Reste einer umfangreicheren Ausstattung mit Fenstern, die Clemens August gestiftet hatte – schließlich setzten sich die Kapuziner für den katholischen Glauben in der Region ein.

Nach dem teilweisen Abriss des Klosters durch die Franzosen 1812 wurde die Kirche von den benachbarten Schulen und dem Marien-Hospital genutzt. Bei den Bombenangriffen auf Euskirchen im Dezember 1944 wurde sie vollständig zerstört. Erhalten blieben lediglich die bekannte Euskirchener Madonna und Teile der Fenster. Die vier Glasscheiben überstanden die Zerstörung allerdings nicht unversehrt. Sie wurden nachträglich in Blei gefasst und notdürftig geflickt. Trotzdem sind sie ein wertvolles Zeugnis für die wechselvolle Geschichte der Stadt.

Fenster der ehemaligen Kapuziner-Klosterkirche Euskirchen
zwischen 1723 und 1761
graviertes Glas, Blei

 

Im Frühling feiern viele Kinder in der katholischen Kirche ihre Erstkommunion. Passend hierzu ist unser aktuelles „Ding mit Geschichte“ eine Karte zur „Erinnerung an die erste Heilige Kommunion von Danielle Augarde am 13. Juni 1954 in Euskirchen“, so die Übersetzung der französischen Beschriftung. Wer aber ist diese Danielle Augarde und wohin führt ihre Spur?

Sie muss als junges Mädchen mit ihrer französischsprachigen Familie in Euskirchen gelebt und hier zur Erstkommunion gegangen sein. Da Euskirchen seit 1946 belgische Garnisonsstadt war, war Danielle wahrscheinlich die Tochter eines belgischen Soldaten. Zwischenzeitlich wohnten in Euskirchen bis zu 4.000 belgische Streitkräfte mit ihren Angehörigen in eigens für sie errichteten Siedlungen.

Als im Jahr 1976 ein Großteil der Garnison abgezogen wurde, verließen die meisten belgischen Familien die Stadt. Daher sind weitere Nachforschungen nötig, um die Geschichte von Danielle eines Tages weiter erzählen zu können.

Unser aktuelles „Ding mit Geschichte“ weckt die Erinnerung an eine leckere Abkühlung.

Die beiden Eisbecher stammen aus dem ehemaligen Café Bremen am Alten Markt. Von 1981 bis 1998 versorgte es seine Kundschaft mit Kuchen, Torten und anderen Leckereien aus eigener Herstellung. Sicherlich standen die Becher schon bei so mancher Euskirchenerin und manchem Euskirchener auf dem Tisch, bei einem gemütlichen Plausch auf dem zentralen Platz der Stadt.

Die Tradition des eiskalten Genusses reicht in Euskirchen weit zurück: Den ersten Eissalon der Stadt eröffnete die Familie De Pellegrin Mitte der 1950er-Jahre in der Neustraße. Das Angebot wuchs von anfangs nur sechs bis auf über 20 verschiedene Eissorten an, alle nach eigenem Rezept.

Mittlerweile sind diese beiden Geschäfte geschlossen und andere haben die Versorgung mit Eiscreme übernommen. Ihre Anzahl bezeugt die große Euskirchener Leidenschaft für die köstliche Erfrischung.

Glamour am Alten Markt: Unser heutiges „Ding mit Geschichte“, das Gästebuch des ehemaligen Hotel Joisten, erzählt von Glanz und Größe des einst bekanntesten Hotels der Stadt. Das „Joisten“ wurde 1875 in einem historischen Gebäude am Alten Markt gegründet. Hier gaben sich Stars und Sternchen die Klinke in die Hand. Das städtische Theater holte regelmäßig bekannte Schauspieler und Musiker in die Stadt und prominente Darsteller wie Heinz Erhardt logierten selbstverständlich im Hotel Joisten. Viele der Gäste verewigten sich seit 1952 im Gästebuch des Hotels.

Politiker kehrten hier ebenso ein wie Fabrikleiter mit Geschäftspartnern oder Besucher aus der Umgebung nach dem Einkauf oder dem Theater. Vereinsfeiern, Familienfeste, Veranstaltungen zu St. Martin und Karnevalsbälle fanden im Festsaal statt.

1973 ließ die Stadt das stark sanierungsbedürftige Hotel abreißen. Am alten Standort wurde der nach seinem Architekten benannte „Zeigerbau“ als Geschäfts- und Bürohaus errichtet. Vielen Euskirchenern ist das „Joisten“ in der Erinnerung noch sehr präsent.

Unser monatliches „Ding mit Geschichte“ erinnert heute an ein rauschendes Fest:  Am 27. April 1935 wurde die neue Eisenbahnbrücke über die Erft in Euskirchen feierlich eingeweiht – mit eigens für die Gäste hergestellten Bierkrügen. Sie wurden aus dem Ton der Brückenfundamente gebrannt. Die Inschrift auf den Krügen gibt das Eröffnungsdatum mit „27. März 1935“ einen Monat zu früh an, wohl ein Versehen.

Die neue Brücke ersetzte ein älteres Bauwerk und war für die Nationalsozialisten von militärischer Bedeutung: Im Zweiten Weltkrieg erfolgte über die Bahnstrecken durch Euskirchen die Versorgung der Westfront mit Nachschub und Soldaten. Die Bahnanlagen waren daher bevorzugte Ziele alliierter Luftangriffe. Auch die Erftbrücke wurde dabei beschädigt, konnte aber nach dem Krieg wieder hergerichtet und in Betrieb genommen werden.

Den Krug und viele bisher noch nie gezeigte Objekte könnt ihr bald bei uns im Museum bestaunen: Ab dem 27. August bietet unser komplett neu eingerichtetes Erdgeschoss einen spannenden Einstieg in die Stadtgeschichte - überraschende Einblicke garantiert!

Der Herbst ist die Zeit der Traubenernte und bei Weinliebhabern steigt die Vorfreude auf den neuen Jahrgang. Passend hierzu haben wir in diesem Monat unser „Ding mit Geschichte“ ausgewählt: eine Wein-Verkorkungsmaschine aus der Zeit um 1900. Sie leistete der ehemaligen Euskirchener „Casino-Gesellschaft“ über viele Jahre treue Dienste. Die Gesellschaft hatte 1898 ein eigenes Veranstaltungsgebäude bezogen, das heutige Casino in der Kaplan-Kellermann-Straße. Dort lagerten in den Gewölbekellern unzählige Fässer mit Moselwein. Bei der Abfüllung in Flaschen kam die Verkorkungsmaschine zum Einsatz.

Die Gesellschaft wurde 1867 von Landwirten gegründet, um den beruflichen Austausch zu fördern. Mit der wachsenden Mitgliederzahl aus der bürgerlichen Mittel- und Oberschicht trat der gesellige Zweck in den Vordergrund. Bei Vorträgen, Theaterabenden und Karnevalsveranstaltungen wurde der Wein in Flaschen verkauft und füllte somit auch die Vereinskasse auf.

Die Casino-Gesellschaft bestand noch bis in die 1970er-Jahre. Im Casino führt der „kultur- und förderverein CASINO e.V.“ die Tradition als Veranstaltungsort bis heute fort.

Hersteller: Seitz Werke GmbH Kreuznach
Foto: mindcopter GmbH

Das „Ding mit Geschichte“ erinnert in diesem Monat an ein ziemlich spektakuläres Ereignis: Fast genau drei Jahre ist es her, dass Tänzerinnen und Tänzer im Rahmen des internationalen Kunstprojektes „Bodies in Urban Spaces“ durch Euskirchen liefen und an unterschiedlichen Orten bunte Formationen bildeten. Etwa 1.000 Menschen folgten am 12. Oktober 2019 den Performances durch die Stadt, die der Künstler Willi Dorner (1) Cie. Willi Dorner | Facebook aus Wien mit seinem Team entwickelt hatte. Die MitarbeiterInnen des Museums begleiteten damals das Publikum in neongelben Ordner-Westen mit projektbezogenem Aufdruck durch die Stadt. Weitere Rückblicke auf diesen tollen Tag findet ihr auf unserer Homepage in der Bildergalerie, wenn ihr dort nach unten scrollt:  Bildergalerie (kulturhof.de)

Fotos: J. Huthmacher / Stadtmuseum Euskirchen

Fahrchips | Kirmes | Fahrgeschäfte | Dinge mit Geschichte | Stadtmuseum
Diesen Monat dreht sich unser „Ding mit Geschichte“ um das Thema Kirmes. Diese Fahrchips wurden dem Stadtmuseum im Jahr 2019 geschenkt und sind derzeit in der Sonderausstellung „Jahrmarkt und Kirmes. 700 Jahre Marktrecht in Euskirchen“ zusammen mit verschiedenen anderen Exponaten rund um die Euskirchener Kirmes zu sehen.

Die Kirmesfahrkarten zeigen, wie vielfältig und bunt das Angebot der Euskirchener Kirmes bis heute ist: „Breakdance“, „Extrem“, „The Joker“, „Südseewellen“ - um nur ein paar Beispiele zu nennen. Fahrgeschäfte sind die jüngste Form der Jahrmarktattraktionen. Neben Karussells und Schiffsschaukel kommt schon Anfang des 20. Jahrhunderts der Autoscooter hinzu. Die Fahrchips gibt es seit den 1960er-Jahren.

Fotos: mindcopter GmbH/Stadtmuseum Euskirchen

Weihnachtsbaumschmuck | Weihnachten | Tradition | Stadtmuseum | Euskirchen

Das „Ding mit Geschichte“ hat diesen Monat natürlich mit Weihnachten zu tun. In der Sammlung des Stadtmuseums befindet sich dieser schöne historische Christbaumschmuck. Die filigranen Glaskugeln, Glocken und Tannenzapfen stammen aus den 1920er-Jahren und wurden von den Besitzern gehütet wie ein Schatz.

Die ersten Kugeln aus Glas kamen im 19. Jahrhundert auf und wurden damals noch von Hand geblasen. Mittlerweile werden die Christbaumkugeln größtenteils maschinell hergestellt. Heute bestehen viele aus Kunststoff und nicht mehr aus Glas. Denn das empfindliche Material geht leicht zu Bruch. Umso wertvoller ist der nun 100 Jahre alte Baumschmuck in unserer Sammlung.

Warme Kleidung | Schurwolle | Pelzbesatz | Stadtmuseum | Euskirchen

Im letzten Jahr haben wir euch hier jeden Monat ein besonderes Stück aus unserer Sammlung vorgestellt. Auch in 2023 wollen wir mit dieser Serie fortfahren. So könnt ihr einen Blick hinter die Kulissen des Museums werfen und mehr über die Dinge erfahren, die nicht in unserer Ausstellung zu sehen sind.

Diesen Monat und passend zur kalten Jahreszeit geht es um warme, aber elegante Kleidung. Das rote Kostüm aus reiner Schurwolle mit Pelzbesatz gehörte der Inhaberin einer großen Euskirchener Firma. Garderobe für besondere Anlässe kaufte sie in den 1950er- und 1960er-Jahren in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn.

Pelz an Kleidungsstücken war zur damaligen Zeit ein beliebtes Accessoire, das selten hinterfragt wurde. Heute hat das Tierwohl einen höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft. Deshalb wird überwiegend auf Kunstpelz zurückgegriffen.

Euskirchen Alaaf – so scheint es in diesem Monat auch auf unserem „Ding mit Geschichte“ zu erklingen. Der Euskirchener Künstler Stefan Plack zeichnete 1968 den Entwurf für den Prinzenwagen im Euskirchener Rosenmontagszug. Die Vorbereitungen für die jecke Zeit wären damals fast umsonst gewesen, denn am Morgen des großen Umzugs durch Stadt war ganz Euskirchen eingeschneit. Der Prinzenwagen konnte mit Hilfe eines Kranwagens aus der belgischen Loncin-Kaserne gerade noch rechtzeitig vom Erlenhof zur Zugaufstellung in der Innenstadt gebracht werden. Franz I., der Karnevalsprinz der Session 1968/69, ging als Schneeprinz von Euskirchen in die Stadtgeschichte ein. Die Zeichnung von Stefan Plack gehört zu einem Konvolut mit zahlreichen Skizzen und Entwürfen des Euskirchener Künstlers, das sich in der Sammlung des Stadtmuseums befindet.

Prinzenwagen | Rosenmontag | Dinge mit Geschichte | Stadtmuseum | Euskirchen

In unserer Reihe „Dinge mit Geschichte“ hält im Monat März der Frühling Einzug, mit einem Blumenstrauß in voller Blütenpracht. Das Stillleben mit roten und roséfarbenen Nelken hat in den 1930er-Jahren der Maler Heinrich Seepolt in Öl auf Leinwand festgehalten. Seepolt wurde 1903 in Duisburg geboren und starb 1989 in Euskirchen-Kirchheim, wohin er nach dem Zweiten Weltkrieg gezogen war. Seine Ausbildung zum Maler absolvierte Seepolt an der Kunstgewerbeschule Essen und bis 1931 an der Düsseldorfer Kunstakademie, als Meisterschüler von Paul Klee. Aufgrund seiner politischen Nähe zum Kommunismus und wegen seiner Malweise galt Seepolts Kunst während der NS-Diktatur als „entartet“. Der Künstler musste zeitweise im Untergrund leben und 1944 wurde bei einem Bombenangriff sein Duisburger Atelier mit einem Großteil seiner Arbeiten zerstört. Nach dem Krieg nahm Seepolt sein künstlerisches Schaffen am neuen Wohnort in Kirchheim wieder auf und gestaltete unter anderem Fenster und Mosaikbilder für die dortige Pfarrkirche. Nach der Flut wurde das Bild vom Atelier Renn in Euenheim restauriert.

Heinrich Seepolt | Blumenstrauss | Frühling | Stadtmuseum | Euskirchen

Foto: Sarah Renn/Restaurierungsatelier Renn